Nicht noch ein Tool! Warum klappt es im Privaten, aber nicht im Unternehmen…?
Die Einführung moderner Arbeitsweisen mit den dafür angeschafften Werkzeugen führt in Unternehmen meist in einen langwierigen Prozess mit niedrigen Nutzungsraten. Im Privaten allerdings werden immer mehr Werkzeuge eingesetzt, um sich mit anderen auszutauschen, sich zu koordinieren oder auch zu informieren. Warum fällt uns die Überführung vom Privaten in das Berufliche so schwer?

Genau diese Frage oder leicht abgewandelt höre ich sehr häufig in Unternehmen, wenn es um die Nutzung von Collaboration und Communication Werkzeugen (ausgenommen E-Mail) geht. Ein typischer Ausspruch ist: “Als wenn die Kollegen Ihr Gehirn beim Pförtner abgeben“. Die Nutzungsrate bleibt häufig niedrig und es dauert sehr lange, bevor nach den Enthusiasten auch die große Masse folgt. Ist das typisch so, und wenn ja, weshalb?
Ich habe mir von daher einmal die Frage gestellt, was denn im Privaten anders ist als bei der Nutzung im Unternehmen. Hier beziehe ich mich auf ähnliche Werkzeuge oder Funktionen, die privat sehr häufig genutzt werden, im Unternehmen aber nur schleppend oder sogar mit Widerstand. Typische Vertreter privat sind WhatsApp (Instant Messanging, Conversational Tools), Facebook/XING/LinkedIn/Instagram (Social Networks) und Dropbox/Box/GoogleDrive (zentrale Dokumentenablage). All diese Werkzeuge finden im Privaten regen Anklang und Nutzen, werden aber innerhalb einer Firma nur zögerlich angenommen.
Liegt es daran, dass es häufig nicht dieselben Werkzeuge sind, sondern nur ähnliche und sie von daher nicht verstanden werden? Von der Bedienbarkeit und vom Funktionsumfang sind diese aber sehr ähnlich und von daher glaube ich nicht, dass dies den wirklichen Grund darstellt.
Ich bin für mich auf fünf Thesen gekommen, die für mich als eine Erklärung dienen und auf die bei einer Einführung von solchen Werkzeugen geachtet werden sollte. Diese stellen keine vollständige Betrachtung dar, können aber helfen eine Einführung besser zu planen.
Als Extrem-Beispiel kam mir eine bislang Totalverweigerin immer wieder in den Sinn: Meine Mutter. Durch gutes Zureden und erläutern der Vorzüge der schönen neuen Welt konnte ich bei einer nicht-technikaffinen 75-jährigen bislang nicht punkten. Es liegt daher bestimmt am Alter, würde in Unternehmen jetzt die klassische Aussage lauten. Doch mit dem „Tipping Point“ und dem eigenen Nutzen über die Enkel wird heute WhatsApp genutzt. Ansonsten wäre sie ausgesperrt von dem, was in Ihrer nächsten Umgebung passiert, z.B. die Enkel (Fotos) und auch wichtige koordinative Aufgaben des Fußballvereins oder der Schule würden an ihr vorbeigehen.
Die oben erwähnten Thesen bedingen sich und müssen nicht alle erfüllt sein. Zum Beispiel kann in einem größeren Unternehmen nicht jeder Mitarbeiter „sein“ Werkzeug verwenden. Es gibt hier auch Voraussetzungen, die zu erfüllen sind, welche ein Unternehmen zu erfüllen hat. Aber ein Fokus auf die Mitnahme der Belegschaft schafft eine andere Erwartungshaltung, statt nur etwas vorzusetzen und Trainings anzubieten. Nach unserer Erfahrung liegt der Schlüssel in der Motivation sich zunächst mit dem Thema auseinanderzusetzen, etwas auszuprobieren und dann gezielt Unterstützung zu erhalten, um den eigenen Nutzen zu finden oder auch Probleme zu lösen, die auftreten können. Dies sollte in einem Begleitungs- und Kommunikationsvorgehen berücksichtig werden. Wir verwenden hier absichtlich nicht das Wort „Training“, da dies stark mit Klassenraumschulungen assoziiert wird. Das Ziel ist eher eine lernende Organisation, die Veränderungen in Ihren Alltag integriert hat.